15. Jul 2021
In Frenkendorf in Basel-Land steht das erste viergeschossige Mehrfamilienhaus mit einer Stützen-Plattenkonstruktion aus Holz. Über 60 Personen haben das Bauwerk mit der TS3-Technologie besichtigt.
Die Baubranche steht vor einem Umbruch: Mit einer neuen Technologie erobert der Holzbau die grossen Gebäude. TS3 ermöglicht Grossflächen aus Holz. Damit kann Holz den traditionellen Stahlbeton in vielen Projekten ersetzen – das schont das Klima.
Die Stützen-Platten Konstruktion mit TS3 ermöglicht grosszügige Räume ohne Unterzüge. Auch Details wie der Fensteranschluss sind viel einfacher lösbar. Bei konventioneller Bauweise braucht es einen aufwändigen Kragplattenanschluss. Hier läuft die CLT-Platte vom Wohnraum zur Terrasse einfach durch.
Im Rahmen einer Baustellenführung am 08. Juli 2021 schildern der Architekt Andreas Scherer und die Ingenieure von Timbatec und TS3 wie das erste viergeschossige TS3-Gebäude entstand. Einst war das Bauwerk als Massivbau geplant, dann konnte die Bauherrschaft von einem Holzbau mit der TS3-Technologie überzeugt werden. Während der Überzeugungsphase, mussten wir das Bauprojekt in verschiedenen Materialvarianten weiterplanen, so Scherer. Da spielte uns TS3 in die Hände. Denn: Die Planung mit den zweiachsig tragenden Brettsperrholzplatten ist ähnlich wie bei Projekten aus Stahlbeton. Auch die Umwelt freut es: Mit dem Systemwechsel von Beton auf Holz konnten beim Fasanenhof rund 600 Tonnen CO₂ eingespart werden.
Dank der minutiösen Planung und vorgefertigten Bauteile, richten wir das Gebäude mit 14 Wohnungen innert nur drei Wochen fertig auf. Bei Bauprojekten mit viel Stahl, Backstein und Beton geht das viel länger. Oft wird auf der Baustelle noch geplant und entschieden. Das stört den Bauablauf massiv.
Während dem Apéro konnten die geladenen Gäste den Verguss einer TS3-Fuge live miterleben. Die Anwendungstechniker René Wicki und Richard Wüthrich zeigten live, wie die Technologie funktioniert.
Die Timber Structures 3.0-Technologie, kurz TS3, ist ein Verfahren, das aus Holz grosse Flächen generieren kann – ohne die bisher üblichen Querbalken. Diese Grossflächen können den Stahlbeton in den meisten Bereichen ersetzen. TS3 verbindet Holzbauteile stirnseitig. Das galt über Jahrzehnte als unmöglich. Die Lösung ist ein Zwei-Komponenten Polyurethan-Giessharz. Dieses Harz verbindet die Holzelemente stirnseitig miteinander. Das ermöglicht Stützen-Plattten-Konstruktionen wie sie bislang nur bei Stahlbetonprojekten möglich waren. Damit ist der Holzbau in der dritten Generation angelangt – ein Quantensprung, der die Baubranche zum Umdenken bringt.
Die CLT-Platten wurden im Werk vorbehandelt und mit Dicht- und Segmentbändern versehen (weisse und schwarze Bänder auf der Stirnseite). Nach der Positionierung auf den Stützen wurden sie durch Fugenverguss miteinander verbunden. Auf der Deckenunterseite ist die Fuge kaum sichtbar. Unterzüge sind nicht mehr nötig.
Die Technologie ist das Resultat aus 10 Jahre Forschung und Entwicklung zusammen mit der Berner Fachhochschule und der ETH Zürich. Mit dem viergeschossigen Mehrfamilienhaus in Frenkendorf ist der Proof-of-Concept mehr als erbracht.